Tag2: Abschied von der Vivarium in Rosmalen, Niederlande (bs) – Der Sonntag startete erwartungsgemäß deutlich ruhiger als der ...
... Samstag, doch die beiden Hallen der MACE füllten sich stetig. Keiner wollte es sich nehmen lassen hier noch einmal dabei zu sein. Nicht zu vergessen der „Glow Room“. Auch auf der New Wave Stage ging es gleich am Vormittag mit einem Lineup weiter, das seines Gleichen sucht:
Den Anfang machte Hans-Werner Balling: Natürlich ging es um Wasserchemie. Was hätte man von ihm anderes erwartet? Der Titel "Iron concentrations, nutriant ratios and other seawater myths" zeigte schon auf den Ankündigungen in welche Richtung es gehen sollte. Entsprechend spannend wurde es dann auch. Gerate das Thema Nährstoffverhältnis wird von vielen in der Meerwasseraquaristik sehr kontrovers diskutiert. Inwieweit es sich dabei– wie der Titel sagt – eher um Mythen und Legenden handelt, zeigte Hans-Werner Balling mit dem ihm eigenen Selbstverständnis, einem Lächeln und einem Schulterzucken – ist eben so.
Es folgte, Joe Yaiullo. Er ist in der europäischen Meerwasserszene wohl nicht so bekannt, wie in Nordamerika. Joe ist Kurator und Mitbegründer des Long Island Aquariums in New York, USA. Das Long Island Aquarium ist bekannt für sein riesiges Riffaquarium [ca. 76.000 Liter], dass bei der Eröffnung im Jahr 2000 das größte geschlossene System eines Riffaquariums in der westlichen Welt war und das zweitgrößte dieser Art weltweit. Dieser Status blieb ganze sieben Jahre erhalten. Bis heute betreibt und pflegt Joe dieses System. Sein Vortrag war genauso faszinierend, wie herzzerreißend. Jeder Hobbyaquarianer kann nachempfinden, wie es sein muss ein solches Aquarium abbauen zu müssen, weil etwas in dem System nicht stimmt. So musste Joe 2021 - nach über 20 Jahren – sein 76.000 Liter Riff Aquarium leeren. Das Problem: Palytoxin. Natürlich war das nicht das einzige, was gerichtet werden sollte, doch das war es, was letztendlich den Ausschlag gab, die Umgestaltung zu wagen. Was das zur Folge hatte und was sonst noch so dabei ans Licht kam ist auch in seinem Vortrag zum selben Thema von 2022 zu sehen.
Sicher einer der emotionalsten Vorträge des Wochenendes.
Nach den Emotionen schaffte es Julian Sprung auf ein erst einmal sehr wissenschaftlich klingendes Thema zu kommen: "Microbialization".
Das klingt erst einmal wild für viele Meeresaquariener, die wir doch noch dabei sind unsere wichtigsten Wasserwerte in Schach zu halten. Doch irgendwie ging es dann doch viel mehr darum zu verstehen, wie Forschungsergebnisse und unsere Erfahrung in der Meeresaquaristik zusammenpassen. Damit sind wir Hobbyisten nicht allein, sondern auch gestandene Meeresbiologen mit jahrzentelanger Erfahrung tun sich da nicht immer leicht. Wichtig ist, dass man immer auf eine respektvolle Art miteinander ins Gespräch kommt. Aufeinander ein geht und gemeinsam Erklärungen findet. Das war nur eines der Dinge, die man aus dem Vortrag von Julian Sprung, CEO von „Two little Fishies“, lernen konnte. Auch interessant, wie ein erst einmal doch anscheinend so trockenes Thema einen doch so packen kann, wenn einen die gemeinsame Leidenschaft für Fische und Korallen darauf stoßen lässt.
Den Abschluss machte mit Tanne Hoff dann nach all den internationalen Referenten doch noch ein inländischer Sprecher. Mit seiner erfrischenden Art füllte auch er wieder die Sitzreihen an der New Wave Stage. Der Autor von mehreren Büchern und Artikeln über die Meeresaquaristik ist vor allem eins: Ein Vollblut-Meeresaquarianer. Super nett und ein ganz kleines bisschen durchgenalt – eben ein echter Reefkeeper!
Zwischen den Vorträgen blieben immer ein paar Minuten, um die zahlreichen Stände der bekannten Player der Szene zu besuche, die Verkaufsbecken der kleinen und großen Korallenhändler zu durchstöbern und sich die coolen Gimmicks und Gadgets anzusehen, wie etwa die fuoreszierenden Frag Racks, farbenfrohe Halterungen für Teströhrchen und und und. Die Szene entwickelt sich. Nicht nur bei den bekannten Herstellern tut sich so einiges, auch drum herum entsteht ein „After market“, der uns mit Erweiterungen für bestehende Technik versorgt. Seinen es jetzt Ausströmer für Pumpen, Anemone Guards oder Reinigungssysteme für Abschäumer. Der Fantasie sind allein dank 3D-Druck kaum Grenzen gesetzt.
Vielleicht entsteht ja nach dieser letzten Vivarium etwas Neues dieser Art an einer ähnlichen Location. Wir bleiben gespannt!